Klavierkonzerte
Produktinformation
- Komponist:diverse
- Pianist: Jürg Hanselmann
- Orchester: Sinfonieorchester Liechtenstein SOL Leitung: William Maxfield
- Solo-Flöte/Altflöte: Giovanni Fanti
- Solo-Oboe:Monika Burggraf
- Anzahl Disks/Tonträger: 1
- Label: Müller & Schade
- Label Nr: M & S 5065/2
- Spielzeit: 66’05
Beschreibung
Josef Rheinberger, 1839-1901
- Klavierkonzert Es-dur JWV 128
Jürg Hanselmann, *1960
- Klavierkonzert für die linke Hand
Jürg Hanselmann, *1960
- Toccata für Klavier «Amerikanische»
Jürg Hanselmann, *1960
- Drei Konzertetüden (2007)
Kritiken
Henri Ducard in Klassik-heute.com:
Ein breiteres Forum möchte ich Hanselmanns eigenen Stücken geben, allen voran dem 22 minütigen Klavierkonzert für die linke Hand, in dem Hanselmann die Ressourcen des Orchesterapparats souverän ausnutzt und in einen einfallsreichen, vielschichtig konturierten Satz giesst. Der Solist überwindet spielend die scheinbare Beschränkung der Einhändigkeit: er darf glänzen, schmachten und triumphieren, tritt aber genauso als kammermusikalischer Sozius eines raffiniert instrumentierten Orchesters in Erscheinung.
Hanselmanns Konzert durchlebt die Gefühlsskala von melancholischer Träumerei bis hin zu rauschhafter Hemmungslosigkeit und verleugnet dabei keineswegs den Einfluss grosser Vorbilder wie Serge Rachmaninoff und John Williams. Ungeachtet dessen ist es dennoch ein ganz eigenständiges Meisterwerk, das eine kraftvolle, lebensbejahende Begeisterung ausstrahlt:
Begeisterung für den Zauber von Klang und Farben, für gelungene Effekte, für grosse Gefühle, für ein grandioses Finale, für so vieles, das die menschliche Seele hin und wieder einfach braucht, was in der zeitgenössischen Hochkultur aber gerne übergangen wird. Dabei wäre es gerade einem Werk wie diesem gegeben, der klassischen Musik und zwar in ihrer Ganzheit! neue Interessierte, Freunde und Liebhaber zuzutragen
Fünf Finger sind Pianist Hanselmann für einmal genug
Walter Labhart, „Die Südostschweiz“ vom 11.4.2011
Vaduz. Erst wurde er mit einer diskografischen Pioniertat bekannt, mit der Gesamteinspielung der Klaviermusik des liechtensteinischen Spätromantikers Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) auf elf CDs, danach als eigenwilliger Komponist, brillanter Orchestrator und gefragter Musikpädagoge: Jürg Hanselmann hat sich als vielseitiger Musiker längst internationalen Ruf erworben. Seine brillante «Toccata für Klavier», die er 2006 in der amerikanischen Hauptstadt Washington selber aus der Taufe hob, brachte ihm dort ebenso grossen Erfolg ein wie inVaduz das «Klavierkonzert» für die linke Hand, das er als Solist im vergangenen Oktober mit dem Sinfonieorchester Liechtenstein unter William Maxfield uraufführte.
Nun liegen diesen beiden Werke mit denselben Interpreten auf einer CD vor, die ausserdem ein Frühwerk Rheinbergers und drei Konzertetüden von Hanselmann enthält. Der im liechtensteinischen Balzers lebende Musiker hat das 1860 entstandene «Klavierkonzert Es-Dur» seines Landsmannes Rheinberger nach dem Particell mit so viel Einfühlungsvermögen und Klangfantasie instrumentiert, dass selbst Rheinberger-Kenner glauben könnten, die Orchestrierung stamme vom «Nationalkomponisten» des Ländle. Von den vier Sätzen zeichnet sich der zweite durch besondere Originalität aus, ist er doch «all‘ ongarese» überschrieben und mit entsprechenden ungarischen Elementen ausgestattet. Es versteht sich von selbst, dass Hanselmann diesem 150 Jahre lang vergessenen Werk, dessen Tonsprache ihm nahesteht, nichts an pianistischem Glanz schuldig bleibt.
Für frischen Wind gesorgt
Klingt Rheinbergers Klavierkonzert trotz der einfallsreichen Instrumentierung ziemlich konventionell, so zieht umso mehr frischer Wind durch die Klaviersolostücke und das linkshändige Konzert des 60 Jahre jüngeren Berufskollegen. Ungewohnt sind Charakter und Bezeichnung der drei< Konzertetüden. Auf eine bravouröse Quartenstudie folgen mit « Äolsharfe» und «Cantique» (für die linke Hand) zwei von neoromantischem Wohlklang erfüllte Stücke, die den denkbar grössten Kontrast zur dreiteiligen Toccata mit ihren teils jazz-inspirierten, teils motorischen Rhythmen bildet. Hanselmann interpretiert das angriffige Stück mit elektrisierendem Spielwitz und zeigt einmal mehr, dass er auch als Rhythmiker viel Eigenes zu sagen hat. Als grösste Überraschung erweist sich jedoch sein einsätziges, mehrteilig gegliedertes Klavierkonzert für die linke Hand und grosses Orchester. Inder sehr kurzen Zeit vom 14. Juli bis zum 8. August 2008 geschrieben, stellt das 20 Minuten dauernde, in der Ravel-Tradition stehende Werk in D-Dur eine klar konzipierte und bis ins kleinste Detail ausgefeilte, unbeschreiblich geistreiche Komposition voll packender Ausdruckskraft dar. Der Autor spielt den sehr schwierigen, über weite Strecken hochvirtuosen Solopart dermassen brillant, dass fast nirgends hörbar wird, wie wenige Finger ihm zur Verfügung stehen. Dass es nur fünf sind, die dermassen heikle Oktavensprünge, flinke Läufe und mehrstimmige Klangverdichtungen zu bewältigen haben, wie sie in der grandios gemeisterten Solokadenz verblüffen, beeindruckt nachhaltig.
Das für alle Ausführenden sehr anspruchsvolle Werk liegt bereits gedruckt als Partitur beim Berner Musikverlag Müller & Schade vor keine Selbstverständlichkeit im heutigen Musikbetrieb, der sich mit der Veröffentlichung zeitgenössischer Werke schwertut.
Informativer Einführungstext
Erwähnenswert ist auch der vom Komponisten beigesteuerte Einführungstext. Er macht mit der Entstehung der linkshändigen Klavierliteratur bekannt, die mehrere 100 (!) Werke umfasst, und informiert über die verschiedenen Gründe, die zur Entstehung solcher und seiner entsprechenden Musik geführt haben.